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Maybrit Illners Zuschauerfragen per YouTube – ein Rohrkrepierer?

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TV-Moderatorin Maybrit Illner findet es ”großartig, dass jetzt auch Zuschauer von zu Hause bei uns mitdiskutieren können“. Das  ließ das ZDF am 13. Februar in einer Pressemitteilung zum Start des neuen Maybrit-Illner-Kanals bei YouTube verlauten. Seitdem können Zuschauer eigene Videoclips mit Fragen an die Studiogäste hochladen. Doch ihr Publikum hat offensichtlich nur wenig Lust, Fragen-Filmchen zu drehen.

Nach einer redaktionellen Auswahl sollen einige Filme als Einspieler in der Live-Sendung zu sehen sein und die Fragen von den Studiogästen beantwortet werden. Das sind bei der Interaktiv-Premiere am 26. Februar u.a. SPD-Chef Franz Müntefering und Sven Giegold, Attac-Mitbegründer und Europakandidat der Grünen. Außerdem soll die Sendung erstmals parallel zur TV-Ausstrahlung auch bei YouTube live gestreamt werden. ”Natürlich werden wir nicht alle Clips in die Sendung nehmen können, aber wir sind froh, wenn drängende Fragen ein Gesicht bekommen oder wenn Fragen auftauchen, auf die wir selbst nicht gekommen sind“, sagte Illner in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Doch so wie es bislang auf dem Illner-YouTube-Kanal aussieht, wird die Moderatorin froh sein müssen, wenn sie überhaupt drei oder vier Clips in ihrer Sendung zeigen kann. Zwar wurde der Kanal bisher rund 48.000 Mal aufgerufen, doch in der ” Video Gallery“ stehen bisher nur 27 nutzergenerierte Fragen-Filme. (Die ZDF-Pressestelle hat auf meine Frage von heute morgen, ob einige der ”etlichen Fragen zur Sendung per Video“ eventuell in einem nicht-öffentlichen Bereich gespeichert sind, bisher noch nicht geantwortet. – Update s. Textende)

illner

Sehen wir uns die 27 Clips einmal näher an: Davon wurden drei von den Nutzern wieder gelöscht. Von den übrigen 24 fallen zwei oder drei in die Kategorie, die man im Fernsehen besser nicht senden sollte, um die Würde der Betroffenen zu wahren, wenn sie es schon selbst nicht tun. Circa ein Drittel ist akustisch nicht zu verstehen, weil die Einsender die grandiose Idee hatten, sich selbst im fahrenden Auto oder an einer lauten Landstraße zu filmen. Einige sind erwartbar lahm und verquast. Und zwei sind richtig gut. Kostprobe: ”Herr Müntefering, werden Sie es nach der Wahl wieder unfair finden, an Ihren Aussagen vor der Wahl gemessen zu werden?“ Die Clips im Illner-Kanal können weder kommentiert, noch weitergeleitet, noch eingebunden werden, deshalb die Links zu meinen Favoriten hier und hier bei YouTube.

“Mit den Videobotschaften aus dem Internet nutzen wir eine neue, zeitgemäße Form der Kommunikation”, lässt Illner verlauten. Doch Illner ist nicht Obama und ihre Zuschauer gehören größtenteils nicht zur YouTube-Generation. Vielleicht wäre es daher zeitgemäßer, die proklamierte Nutzerbeteiligung einfach per Telefon, Email, Fax und Internetforum herzustellen. Auf diese Weise holt jedenfalls Zuschauerredakteurin Brigitte Büscher in Plasbergs Talk ”Hart, aber fair“ weit weniger webzwozweinullig, dafür aber effektiv jedes Mal ein vielseitiges Stimmungsbild von draußen live in die Sendung.

Update: Das ZDF hat auf meine Frage geantwortet, wieviele Zuschauer-Fragen-Videos es insgesamt gibt: ”ca. 30 und es werden täglich mehr”. Also kein verborgener Speicher, aus dem sich morgen abend für die Sendung weitere Clips hervorzaubern lassen…

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